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Kommentar: Wie sich Google neue Freunde in der Medienwelt kauft!

Google hat eine neue Initiative gestartet und investiert 150 Millionen Euro in die europäische Medienwelt. Damit kauft sich das Unternehmen neue Freunde und stellt sich für die Zukunft auf. Google geht es hierbei aber wohl nicht um eine positive Berichterstattung oder das LSR, sondern meiner Meinung nach viel eher darum, seinen Einfluss in der Medienwelt zu sichern.
Von Viktor am 03.05.2015
Bild-Quelle: Google
Vor knapp einer Woche hat Google bekannt gegeben, dass das Unternehmen in den kommenden drei Jahren 150 Millionen Euro für Unternehmen in der Medienbranche im Rahmen der „Digital News Initiative“ ausgeben wird, um den digitalen Journalismus zu unterstützen. Konkret bedeutet dies, dass Google etwas Geld locker macht um aktuell vor allem alt eingesessenen Häusern dabei zu helfen, auch im Internet mit Journalismus Geld zu verdienen. In diesem Bereich haben diese nämlich im Gegensatz zu Unternehmen wie Google und Facebook mit einigen Problemen zu kämpfen.

Schnell könnte man meinen, dass sich Google so eine positive Berichterstattung „erkaufen“ möchte und unterstellt den teilnehmenden Medienhäusern zugleich, dass diese so leicht zu manipulieren wären. Oder möchte Google einfach nur das Leistungsschutzrecht untergraben und erhofft sich, dass die Medien, welche von Google etwas Geld im Rahmen der Digital News Initiative erhalten, nicht versuchen werden, ihren Anspruch geltend zu machen? Könnte man durchaus meinen und liegt auch nahe, denn immerhin sind zu Beginn in Deutschland lediglich Die Zeit und die FAZ mit dabei und beide hatten sich in der Vergangenheit nicht an der VG Media beteiligt, welche in Deutschland versucht, das Leistungsschutzrecht durchzusetzen.

Google investiert 150 Millionen Euro in die europäische Medienwelt
Google wird die 150 Millionen Euro sicherlich nicht zur Verfügung stellen, weil das Unternehmen einfach Lust hat, etwas Geld in andere Unternehmen zu investieren, aus welchen es keinen direkten Mehrwert zieht. Google denkt hier meiner Meinung nach bereits zwei Schritte weiter und möchte seinen Einfluss in der Medien-Welt erhalten. Einen Einfluss, welchen das Unternehmen immer mehr schwinden sieht. Verpackt wird dies jedoch gänzlich anders, denn im Rahmen der Initiative will Google nicht seinen Einfluss steigern, sondern den Medienunternehmen dabei helfen, rentablen und besseren Online-Journalismus zu betreiben. Ein durchaus kluger Schachzug.

Betrachtet man Google im Detail, so besitzt das Unternehmen nicht nur die in Deutschland mit Abstand am meisten genutzte Suchmaschine, sondern auch zahlreiche für Medienunternehmen durchaus wichtige und interessante Dienste wie YouTube und Google News. Doch nicht nur Medienunternehmen werden von der neuen Großzügigkeit von Google profitieren, sondern ich bin mir durchaus sicher, dass auch Google hierbei seine eigenen Projekte langfristig stärken möchte.

News-Webseiten erhalten immer mehr Zugriffe über soziale Netzwerke
Hatte Google noch vor wenigen Jahren einen großen Einfluss in der Medienlandschaft, so nimmt dieser langsam immer weiter ab. War Google früher einer der wichtigsten Kanäle um Leser auf die eigene Webseite zu bekommen, so hat sich dies in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Bei der FAZ kommen laut Similarweb nur noch 21 Prozent der Besucher über eine Suchmaschine und 11 Prozent bereits über soziale Netzwerke. Beim Spiegel sind es sogar nur noch 11 Prozent der Besucher, welche über Suchmaschinen kommen und 8 Prozent, die über soziale Netzwerke das Medium finden.

Google hat erkannt, dass das Unternehmen nur verlieren kann, oder sich in den kommenden Jahren deutlich schwerer tun wird. Zum einen wird es mit dem Leistungsschutzrecht konfrontiert und gleichzeitig gibt es neue Internet-Giganten wie Facebook, die für Nachrichtenseiten immer wichtiger werden. Hierbei spielt aber nicht nur das soziale Netzwerk Facebook eine tragende Rolle, sondern auch Messenger wie WhatsApp (gehört zu Facebook) oder auch außerhalb von Deutschland sehr beliebte Apps wie Snapchat werden immer einflussreicher und graben Google in diesem Bereich indirekt das Wasser ab. Denn auch Google lebt davon, dass Nutzer aktuelle Nachrichten über die Suchmaschine suchen und Medienunternehmen gleichzeitig viel Wert darauf legen, ihre Webseiten für Google zu optimieren.

Google stellt sich im News-Bereich deutlich stärker auf
Ich denke nicht, dass Google sich durch die neue Initiative eine positive Berichterstattung erkaufen möchte, die Medienhäuser die teilnehmen so blauäugig wären oder Google das Leistungsschutzrecht versucht zu untergraben. Viel eher denke ich, dass Google durch diese Initiative sich langfristige Freunde „kauft“, welche auch in Zukunft auf das Unternehmen setzen und eventuell schon bald bei einem neuen Dienst von Google mit dabei sein werden, welcher allen beteiligten Unternehmen einen Vorteil verschafft. Immerhin hat Google hier auch schon einige Dienste wie die App Google Currents oder die Nachrichten & Zeitschriften-Kategorie im Google Play Store am Start.

Snapchat hatte dies mit Snapchat Discover bereits erfolgreich vorgemacht und konnte erst vor wenigen Tagen Peter Hamby als Head of News gewinnen, welcher sich nun verstärkt um den Ausbau des Discover-Features kümmern wird. Dieses Feature soll laut eigenen Angaben bereits ein Erfolg sein um über eine Million Aufrufe pro Tag verzeichnen; mit dabei sind bekannte Medien wie Daily Mail, Vice und The Guardian.

Doch nicht nur Snapchat hat die Medienwelt für sich entdeckt. Erst gestern hatte das WSJ berichtet, dass Facebook noch im Mai das neue Feature Instant Articles an den Start schicken wird, bei welchem komplette Artikel direkt im News-Stream der Nutzer erscheinen. Hierbei erhalten Verlage 100% der Werbeeinnahmen, wenn sie die dort gezeigten Anzeigen selber vermarkten; wer auf die Hilfe von Facebook zurückgreift, muss 30 Prozent als Vermittlungsprovision abdrücken. Und dann gibt es auch noch den zu Facebook gehörenden Messenger WhatsApp, über welchen immer mehr Nachrichten geteilt werden und Medienunternehmen mittlerweile gezielt Nachrichten an „Abonnenten“ verschicken.

Auch wenn sich der Journalismus im Internet oft schwer tut, so zeigt sich mittlerweile deutlich, dass große Unternehmen mehr als gewillt sind, mit etablierten Medien zu kooperieren um für beide Seiten einen Nutzen daraus zu ziehen. Anders wäre nämlich nur schwer zu erklären, warum auch ein Facebook und Snapchat diese Bereiche so aktiv ausbauen und einige Ressourcen investieren.

Ich bin sehr gespannt, wie sich die neue Initiative von Google entwickeln wird, und welche Unternehmen sich dieser in den kommenden Monaten und Jahren noch anschließen werden. Vor allem bin ich aber davon überzeugt, dass Google damit einen sehr klugen Schachzug gemacht hat und beteiligte Unternehmen in Zukunft daher wohl eher auf eine Zusammenarbeit mit Google setzen, als sich neuen Projekten von Konkurrenten wie Facebook anschließen.
Tags: Tech, Google, Facebook, Snapchat
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